Dieser Aufsatz hat zum Ziel, das von P. Vergerios im 1556 herausgegebene Buch „Duae epistolae“ näher zu untersuchen. Es werden hier bibliographische und Inhaltsangaben angeführt, Übersetzungen genannt, die der Verfasser der Beilagen erklärt. Das Buch kann als eine kleine Chrestomathie der polemischen Literatur der Mitte des 16. Jahrhunderts in Litauen betrachtet werden. Der Zweck des Radvilas' Briefes ist der Kampf gegen den Vertreter der offiziellen Kirche A. Lipomanus, der bestrebt war, die Ausbreitung des Protestantismus in Litauen aufzuhalten.
Die Briefe sind nicht nur inhaltlich, sondern der Form nach unterschiedlich. Der Ton des Lipomanus' Briefes ist hochfahrend, des Radvilas aber – bescheiden und höflich. Bei der Argumentation seiner Gedanken beruft sich Radvila auf die Bibel und kirchliche Schriftsteller der christlichen Antik, gleichfalls auf Autoren seiner Zeit, die die katholische Kirche einer Kritik unterzogen hatten. Die Schriftsteller und Gelehrten der heidnischen Antik betrachtet Radvila reserviert. Man vertritt sich in diesem Aufsatze die Ansicht, dass Radvila tatsächlicher Verfasser ist.
Die Sprache des Briefes ist nicht reich poetisch, aber regelmäßig und gut, von „melanchthonischer“ Art.
Radvilas' Brief kann man für ersten polemischen Brief in Litauen betrachten, aber er ist eng mit der protestantischen Literatur in Ostpreußen verbunden, die früher entstanden war. Der Form nach gehört der Radvilas' Brief zur humanistischen Epistolographie und seiner Bedeutung nach ist er einer der berühmtesten polemischen Briefe seiner Zeit.

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